Best Practices

Software Dokumentation (für Java Entwickler:innen)

Dokumentation da wo sie hingehört.

Fragt man Softwareentwickelnde nach Dokumentation, werden sie vermutlich zwei Dinge antworten. Wenn sie neu in ein Projekt kommen werden sie sich beschweren, dass die Software ja nicht bzw. nicht ausreichend dokumentiert ist um sich angemessen schnell einzuarbeiten.

Entwickeln sie selbst und der Zeitdruck ist wie immer hoch, werden sie sagen, dass sie die Dokumentation nach dem Release noch „geradeziehen“ werden, weil ja die Auslieferung vor der Tür steht und noch wichtige Dinge zu tun sind! Aber nach dem Projekt ist bekanntlich ja vor dem Projekt und deshalb wird die Dokumentation üblicherweise nicht nach der Auslieferung geradegezogen, weil man sich ja in das neue Thema einarbeiten muss. Ein Teufelskreis!

Ein weiteres Problem auf dem Weg zur perfekten Dokumentation ist das Tool mit dem diese geschrieben werden muss. Dazu ein Beispiel. Häufig erlebe ich das Dokumentation in Microsoft-Word geschrieben wird. Gar nicht so einfach wenn man selbst ein Linux Entwicklungssystem besitzt und wegen der Word-Makros auch Libre-Office keine Alternative darstellt. Dann heißt es die Virtuelle-Maschine anwerfen um in der Windows10-VM Word zu starten und dort das Dokument zu bearbeiten. Auch Office365 ist kein wirklicher Ersatz, denn hier müssen die Dokumente zuerst an OneDrive übertragen werden. Das ist u. U. nicht ohne weiteres erlaubt. Ebenfalls häufig wird auf Atlassian Confluence zurückgegriffen. Wieder ein System das völlig losgelöst von der Software existiert. Hier benötige ich wieder Zugriffsrechte und muss wissen wo die Dokumentation eigentlich zu finden ist. All das sind Widerstände die der eher ungeliebten Tätigkeit „dokumentieren“ im Weg stehen und sie noch ungeliebter machen. Auch wenn jedes Tool für sich genommen ausgezeichnet funktioniert! Da programmier ich doch lieber noch ein paar Zeilen…

Ein Ansatz den ich persönlich bevorzuge ist es die Dokumentation im gleichen Repository wie den Quellcode unterzubringen. Damit liegt die Dokumentation schon mal dort wo man sie benötigt! Bleibt nur noch die Dokumentation auch in einem Format zu schreiben das möglichst wenige System-Vorraussetzungen mitbringt.

JBake

Elegant kann man das mit JBake lösen. JBake ist ein Tool zum generieren statischer Webseiten. Es lässt sich einfach mit maven oder gradle in den Build-Prozess integrieren. Die Doku selbst kann dann als Markdown oder Asciidoc Text-Datei erstellt werden. Daraus erzeugt JBake dann die HTML Dateien. Die können dann wiederum einfach mit dem Browser offline gelesen oder bei Bedarf auf einem Server bereitgestellt werden. Weitere Vorteile sind, dass die Dokumente mit einfachsten Mitteln durchsucht werden können, es ist keine spezielle Software dafür notwendig. Ebenfalls erhält man über die Versionsverwaltung eine ordentliche Historie bei der man die vorgenommenen Änderungen wunderbar erkennen kann.

Wie geht das?

Man erstellt bspw. parallel zum klassischen „src“ Ordner einen Ordner „documentation“. Dieser wird dann von JBake initialisiert oder mit einem bestehenden JBake-Template gefüllt. Dort existiert dann ein Ordner „content“ und in diesem können wir bspw. unsere Dokumentation als Markdown-Datei(en) ablegen. JBake wird dann bei jedem Build eine statische HTML Seite daraus erstellen. Damit kann jedes Teammitglied direkt aus seiner IDE heraus die Dokumentation bearbeiten. Existiert ein Buildsystem wie bspw. Jenkins, erstellt es automatisch bei jedem Build den aktuellen Stand und unser Kunde erhält eine vernünftig lesbare Online-Dokumentation die selbst offline funktioniert!

Wir benötigen dazu unsere klassische Ordnerstruktur für ein maven Projekt in der wir zusätzlich einen Ordner „documentation“ erstellen.

projekt-ordner
|
|- pom.xml
|
|- src
| |
| |- main
| | |- java
| | |-...
| |
| |- documentation

In unserer pom.xml integrieren wir nun das jbake-maven-plugin in der build-Sektion und definieren die zwei Properties my.jbake.in und my.jbake.out. Dort definieren wir den Quell- und den Zielordner für unseren „Bäcker“.

<properties>
    <my.jbake.in>${project.basedir}/src/documentation</my.jbake.in>
    <my.jbake.out>${project.basedir}/target/documentation</my.jbake.out>
</properties>

<build>
    <plugins>
        <plugin>
            <groupId>org.jbake</groupId>
            <artifactId>jbake-maven-plugin</artifactId>
            <version>0.3.1</version>
            <executions>
                <execution>
                    <id>default-generate</id>
                    <phase>generate-resources</phase>
                    <goals>
                        <goal>generate</goal>
                    </goals>
                </execution>
            </executions>
            <configuration>
                <inputDirectory>${my.jbake.in}</inputDirectory>
                <outputDirectory>${my.jbake.out}</outputDirectory>
            </configuration>
            <dependencies>
                <!-- for freemarker templates (.ftl) -->
                <dependency>
                    <groupId>org.freemarker</groupId>
                    <artifactId>freemarker</artifactId>
                    <version>2.3.28</version>
                </dependency>
                <dependency>
                    <groupId>com.vladsch.flexmark</groupId>
                    <artifactId>flexmark-all</artifactId>
                    <version>0.34.48</version>
                </dependency>
                <dependency>
                    <groupId>org.asciidoctor</groupId>
                    <artifactId>asciidoctorj</artifactId>
                    <version>1.5.7</version>
                </dependency>
            </dependencies>
        </plugin>
    </plugins>
</build>

Um ein vorgefertigtes JBake Template zu verwenden und unseren „documentation“ Ordner damit zu initialisieren wechseln wir auf der Kommandozeile in den „projekt-ordner“ und führen folgendes Kommando aus.

mvn jbake:seed -Dmy.jbake.out=./src/documentation

Anschließend sehen wir folgende Ordnerstruktur im Ordner „documentation“:

.
|- assets
|   |- css
|   |   |- asciidoctor.css
|   |   |- base.css
|   |   |- bootstrap.min.css
|   |   └- prettify.css
|   |- favicon.ico
|   |- fonts
|   |   |- glyphicons-halflings-regular.eot
|   |   |- glyphicons-halflings-regular.svg
|   |   |- glyphicons-halflings-regular.ttf
|   |   └- glyphicons-halflings-regular.woff
|   └- js
|       |- bootstrap.min.js
|       |- html5shiv.min.js
|       |- jquery-1.11.1.min.js
|       └- prettify.js
|--- content
|   |- about.html
|   └- blog
|       └- 2013
|           |- first-post.html
|           |- fourth-post.adoc
|           |- second-post.md
|           └- third-post.adoc
|- jbake.properties
|- LICENSE
|- README.md
└- templates
    |- archive.ftl
    |- feed.ftl
    |- footer.ftl
    |- header.ftl
    |- index.ftl
    |- menu.ftl
    |- page.ftl
    |- post.ftl
    |- sitemap.ftl
    └- tags.ftl

Nun können wir beliebige Inhalte unterhalb vom Ordner „content“ erstellen. Uns stehen dafür unterschiedliche Formate zur Verfügung. Unter anderem markdown, asciidoc und html. Ich bevorzuge hier markdown Dateien mit der Endung .md.

Nun können wir die Seite wie folgt generieren.

mvn jbake:generate

Alternativ ist es möglich einen Webserver auf Port 80 zu starten und dort immer die aktuelle Version der Dokumentation zu sehen. Dafür folgendes aufrufen.

mvn jbake:inline

Damit kann man an der Dokumentation arbeiten, JBake erkennt die Änderungen an den Dateien und generiert die Dokumentation neu. Lesen kann man die Doku in diesem Fall wenn man im Browser folgende URL eingibt http://localhost:8080.

Für das eigene Unternehmen bietet es sich an ein eigenes JBake-Template zu erstellen anstatt „seed“ zu verwenden. Hier kann dann das Corporate-Design einfließen und auch von der JBake Intention eines Blogs abgewichen werden. Weitere Informationen bzgl. Templates gibt es auf der JBake Webseite.

Viel Spaß beim dokumentieren!


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